Heinrich August Wilhelm Stolze

* 20. Mai 1798 in Berlin     † 8. Januar 1867 in Berlin

Der im Jahre 1798 in Berlin geborene Stolze entstammte einer Handwerkerfamilie. Der frühe Tod des Vaters zerschlug ihm alle weitergehenden Berufspläne. Kurz vor der Reifeprüfung musste er das Gymnasium verlassen, um als Angestellter bei einer Feuerversicherungsgesellschaft für seinen Unterhalt und den seiner Mutter zu sorgen.

Einen Ausgleich für den ihm geistig wenig zusagenden Beruf suchte er in der Beschäftigung mit der Kurzschrift, die ihn schon auf der Schule interessiert hatte. Der Gedanke, selbst eine solche Schrift aufzustellen, kam ihm aber erst, als er nach eingehender Befassung mit geometrischen Kurzschriften (Mosengeil, Horstig u. a.) die Überzeugung gewonnen hatte, "dass aus dieser Quelle nie etwas für die deutsche Sprache wahrhaft Brauchbares fließen werde". Aus dem Studium der "Tironischen Noten" hatte er die Anregung gewonnen, kurzschriftliche Zeichen aus Teilzügen der Langschrift zu bilden.

Nun brachte zwar das Jahr 1834 mit Gabelsbergers "Anleitung" eine kursive Kurzschrft; aber wenn Stolze auch die hier geleistete Arbeit bewunderte und manche Einzelheiten übernahm, so war er doch über die Zielsetzung einer solchen Kurzschrift und damit über ihren Aufbau grundsätzlich anderer Meinung als Gabelsberger.

Er setzte deshalb seine Arbeiten mit erhöhtem Eifer fort, wobei er sich vor allem noch mehr auch mit sprachwissenschaftlichen Studien beschäftigte. Um mehr Zeit für diese Arbeiten zu gewinnen, gab er seine Stellung auf und versuchte, als Privatlehrer, vorübergehend auch durch den Betrieb eines Lebensmittelgeschäftes, seine Ersparnisse zu strecken. Aber er hatte damit wenig Glück. Hatte ihn früher ein freudlos ausgeübter Beruf gehemmt, so war es jetzt die Sorge um das tägliche Brot. Erst 1841 konnte das "Theoretisch-practische Lehrbuch der deutschen Stenographie" erscheinen, ein Buch mit 142 gedruckten und 108 lithographierten Seiten. Größere Verbreitung fand die Schrift aber erst, als sich Stolze 1845 zur Herausgabe eines kürzeren Lehrbuchs, der "Anleitung zur deutschen Stenografie", entschloss. Nach einem missglückten Versuch im Jahre 1847 setzte sich die Schrift im folgenden Jahr auch im Parlament durch. 1852 wurde Stolze zum Leiter des Stenografenbüros des Preußischen Landtags ernannt.